Verbessert eure Meereslandschaften – ein Ratgeber für Fortgeschrittene

Norris NimanReisen und Landschaften16 Sept. 20255 Minuten Lesezeit
Nikon magazine - improving your seascapes

Nikon-Creator Norbert von Niman über mehr Pep in euren Meeresaufnahmen

„Manche Seascapes vermitteln Emotionen, Ruhe und Gelassenheit. Andere wiederum stellen ungeheure Kraft dar – krachende und tosende Wellen“, beschreibt der preisgekrönte Fotograf, Filmemacher und Abenteuerführer Norbert von Niman (alias Norris Niman). Der isländische Nikon-Creator fotografiert Meereslandschaften mit einer Nikon, seit er in den 1970er-Jahren seinem Großvater, ebenfalls Fotograf, bei der Filmentwicklung half. Er lebt jetzt in Siglufjörður und hat vor Kurzem den HIPA-Fotopreis gewonnen. Mit dem Nikon Magazin spricht er über starke Fotos von der Küste und unterschiedliche Bildkompositionen.

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Z7 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 55 mm, f/4, 1/8000 s, ISO 100, © Norris Niman

Bildausschnitt

Leeren Raum nutzen

„Ich sehe das Meer selten als Hauptfigur“, erklärt Norbert, der sich Norris nennt. „Es sollte als leerer Raum fungieren, der das Foto vergrößert und ein Gefühl für den Maßstab des Motivs – ob Eisberg, Boot oder Klippe – vermittelt.“

Den Himmel mit einbeziehen

„Bei Meereslandschaften nimmt der Himmel oft zwei Drittel des Bildes ein. Er ist genauso wichtig wie das Motiv auf oder neben dem Meer“, fügt er hinzu. „Nehmt an, was der Himmel euch gerade bietet. Wartet nicht auf den perfekten Sonnenuntergang.“

In Perspektiven denken

„Ich fotografiere immer von einem Boot aus in Richtung Küste oder Motiv – sei es ein schwimmender Eisberg, zerklüftete Meeresklippen, ein Segelboot oder ein Fjord“, verrät Norris. „Das heißt, ich habe Land vor mir. Das Meer im Vordergrund, ein Berg im Hintergrund und dazwischen ein Kajakfahrer, Surfer oder Vogel, um das Foto aufzuwerten.“

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Kajak: Z7 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 33,5 mm, f/4, 1/2000 s, ISO 100. Rote Segel: Z7II + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 47 mm, f/2.8, 1/1600 s, ISO 320, © Norris Niman

Eine Lektion in Beweglichkeit

„Boote sind schnell“, bemerkt Norris. „Manchmal hat man fünf Sekunden Zeit, bevor man an einem Eisberg oder Segelboot vorbeifährt. Passt den Winkel an, prüft die Schärfe und drückt auf den Auslöser.“

Bootsetikette ist wichtig

„Wenn ihr von einem Freizeitboot aus fotografiert, das nicht speziell zum Fotografieren unterwegs ist, seid höflich zu den anderen Gästen. Haltet zwei Kameras und Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten bereit, um schnell zu wechseln“, empfiehlt Norris. Das Boot richtig nutzen „Die Kommunikation mit dem Kapitän ist entscheidend – ebenso wie das Wissen, wie das Boot funktioniert. Wie leicht es zu wenden ist oder rückwärts fahren kann. Es ist ein Balanceakt“.

Schlechte Bedingungen in Kauf nehmen

„Das Wetter ist nicht immer perfekt – vor allem nicht an meinem Standort in Island“, mahnt Norris. „Nehmt auf, was sich euch bietet. Wenn Motiv und Bildausschnitt gut sind, könnt ihr das Licht in Lightroom bearbeiten.“

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Wellen: Z7II + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 26 mm, f/2.8, 1/250, ISO 2000 Boot: Z7 + NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S, 14 mm, f/2.8, 1/500, ISO 100, © Norris Niman

Zu langweilig? Ändert die Szene

„Beobachtet, wie sich das Wetter ändert“, rät er. „Spielt mit dem Vordergrund und eurem Motiv: Bewegt eure Kamera nach oben, unten, zur Seite. Bringt Sand in den Vordergrund, geht weiter weg und fügt Felsen hinzu. Oder zieht einen Baumstamm in die Szene. Verändert eure Brennweite. Geht mit einem Weitwinkelobjektiv ganz nah an euer Motiv heran – fügt Strandutensilien hinzu und schafft Führungslinien mit Handtüchern, Muscheln und Steinen.“

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Z7 + NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 S, 83 mm, f/7.1, 1/125 s, ISO 100, © Norris Niman

Wellenmuster ausrichten

„Bei meinen Workshops am Diamond Beach – einem schwarzen Sandstrand an der Südküste Islands – fotografiere ich den Eisberg oft in der Mitte des Bildes mit brechenden Wellen. Das ist eine dieser klassischen Aufnahmen, bei denen man mit Gummistiefeln und Weitwinkelobjektiv im Wasser steht“, beschreibt Norris. „Wenn die Welle anfängt, sich zurückzuziehen, drückt man auf den Auslöser. Die Verschlusszeit hängt von der Geschwindigkeit der Welle ab. Manchmal reicht eine halbe Sekunde, um die Spur der Welle mit der Gischt aufzunehmen. Bei langsamerem Wasser braucht es vielleicht drei Sekunden. Für Wellenmuster braucht es Zeit: Das können fünf Minuten Belichtung sein – oder bis zu drei Stunden, wenn die Ebbe einsetzt. Beginnt auf jeden Fall mit einer halben Sekunde. Wenn das nicht zur gewünschten Länge oder Form führt, versucht ihr es mit einer Sekunde – dann mit zwei, dann zehn. Probiert einfach herum!“

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Z7 + NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S. Weiter weg: 14 mm, f/2.8, 6 s, ISO 3200 Eingezoomt: 24 mm, f/2.8, 5 s, ISO 3200, © Norris Niman
Polarlichter einfangen

„Es gibt keine bessere Chance auf richtig starke Aufnahmen als das Fotografieren der Aurora“, schwärmt Norris. Nehmt ein Stativ und probiert diese Einstellungen aus:

Fokus: Manuell

Verschlusszeit: 5 Sekunden, ansteigend auf 10 bis 20 Sekunden

ISO: 3200 – für ein ausreichend helles Foto sollte der ISO-Wert lieber etwas höher sein

Auslösungsverzögerung: Stellt eine Verzögerung von 2 oder 5 Sekunden ein, um das Wackeln zu vermindern, wenn ihr nach dem Auslösen die Hand von der Kamera nehmt

Top-Tipp: „Prüft, wo eure Objektive auf unendlich fokussieren“, empfiehlt der Creator. „Bei dieser Einstellung treffen die Lichtstrahlen sehr weit entfernter Objekte am Punkt der größten Schärfe auf dem Kamerasensor zusammen.“

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Z7II + NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S, 14 mm, f/2.8, 4 s, ISO 3200, © Norris Niman

Ausrüstung

Kameras

„Salz, Wind, Gischt und Regen – diese Kameras können viel aushalten“, bewundert Norris. „Bei Nikon muss ich mir keine Gedanken über die Wetterbedingungen machen – die Dichtungen sind erstklassig.“ Seine Ausrüstung? Z7 und Z7II. „Das Gewicht ist wirklich wichtig. Außerdem bieten die zusätzlichen Megapixel der Z7II (48 im Vergleich zu 24,5 Megapixel bei der Z6II) die nötige Qualität, wenn ich beschneiden oder groß drucken möchte.“

Objektive

Das NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S ist Norris’ wichtigstes Objektiv. Zudem verwendet er noch das NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S und das NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 S. Für besonders weitwinklige Aufnahmen erstellt er ein Neun-Foto-Panorama – ein Bild des Motivs und acht Bilder für den Hintergrund, die er in Adobe Lightroom zusammenfügt.

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Z7II + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 24 mm, f/2.8, 1/200 s, ISO 500, © Norris Niman

Zubehör

Zirkular-Polfilter

„Polarisationsfilter filtern Reflexionen heraus, sodass man tiefer in das Meer sehen kann. Auch erzeugen sie zusätzlichen Kontrast, der das Blau des Himmels verdunkelt und Eisberge heller leuchten lässt“, erklärt Norris. „Sie sind für jede Brennweite geeignet – außer für Brennweiten mit weniger als 33 mm. Da kann der Himmel fleckig werden.“

Stativ

„Hilfreich für die Polarlichtfotografie. Ansonsten sollte man aus der Hand fotografieren, um besser reagieren zu können“, rät Norris.

Drohnen

„DJI Mavic 3 Pro für einzigartige Luftaufnahmen.“

Kleidung und Taschen

„Verwendet einen wasserdichten Beutel oder Sack zum Schutz eurer Kamera, wenn ihr mit dem Kajak unterwegs seid“, empfiehlt Norris. „Tragt warme, wasserdichte Kleidung (oder bei Bedarf einen Neoprenanzug) und wasserdichte Stiefel, damit ihr im Wasser stehen könnt.“

Akkus und Speicherkarten

„Bringt Ersatzakkus und Speicherkarten mit, da Kälte und Nässe oft zu früherer Entladung führen.“

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Z7 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 24 mm, f/4.5, 1/125 s, ISO 250, © Norris Niman

Kameraeinstellungen

Bildgröße: FX

Datei: RAW

Kameramodus: Manuell, außer beim Fallschirmspringen oder Heliskiing, wo Zeitautomatik besser ist

Weißabgleich: Automatisch, Kühle in Adobe Lightroom anpassen

Blende: Verwendet große Blendenöffnungen (f/2.8) für geringe Tiefenschärfe und für Nahaufnahmen von Wasser oder kleinen Booten

Belichtungszeit: Zum Einfrieren von Wellen 1/500 bis 1/1000 Sekunden – dieser Wert kann höher sein, wenn ihr euch auf einem fahrenden Boot befindet, oder niedriger, wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind.

ISO: So niedrig wie möglich, aber erhöht den Wert ruhig bei schwachem Licht

Fokus: AF-C mit Serienbildmodus für flüchtige Momente

Histogramm: Nützlich für Aufnahmen bei Nacht und für große Kontraste, um zu zeigen, wie die Dunkelheit verteilt ist. Verlasst euch auf euer Bauchgefühl

Magie in der Bearbeitung

„In Lightroom geht’s mir darum, die Geschichte meines Motivs zu erzählen und es richtig zum Strahlen zu bringen“, erklärt Norris. „Ich arbeite mit Kontrasten, Licht und Farben.“

Licht: „Betont, woher das Licht kommt. Hellt also die entsprechende Seite des Bildes auf und dunkelt den Rest bei Bedarf ab.“

Farbe: „Ich bevorzuge den blauen, kälteren Unterton mit etwas Wärme im Himmel“, meint Norris. „Zieht dazu den Schieberegler für die Farbabstufung in dunklere Bereiche (218 für Blau auf den Farbrädern, 47 für Gelb und Orange in helleren Bereichen). Experimentiert mit den Schiebereglern und entwickelt euren eigenen Stil.“

Bleibt hier auf dem Laufenden mit den neuesten Abenteuern von Norris.

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