Erfolgreich freiberuflich fotografieren

Ben MooreTechnologie und Know-how22 Aug. 20257 Minuten Lesezeit
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Ben Moore über den Aufbau eines Unternehmens – von Ausrüstung und Versicherung bis hin zu Kreativnetzwerken

Trefft Ben Moore, einen Architekturfotografen, der seit 15 Jahren in der Fotobranche tätig ist und dessen Arbeit stets von Innovation und einem geschulten Auge geprägt ist. Als Autodidakt hat Ben durch Partnerschaften mit globalen Giganten wie BMW, Samsung, Google und vielen anderen ein Portfolio aufgebaut. Als Mitglied der Nikon-Familie und mit einer starken Präsenz in den sozialen Medien bleibt er am Puls der Zeit, indem er die dynamischen Veränderungen in der Fotoszene aufgreift. Hier folgen seine besten Tipps zum Vorantreiben eurer freiberuflichen Karriere.

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Ben Moore

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Das steckt in der Kameratasche

Ben Moore's guide to light trail photography
Ben Moore's images for Nikon magazine
1. Betrachtet eure Fotografie als ein Geschäft

Wenn es euch ernst damit ist, professionell zu fotografieren, müsst ihr eure Herangehensweise ändern – die Fotografie ist nicht mehr nur eure Leidenschaft, sondern euer Geschäft. Das bedeutet, dass jede Entscheidung, die ihr trefft – von der Ausrüstung, die ihr kauft, bis hin zu der Art und Weise, wie ihr eure Zeit verbringt – von einer Strategie und einem Ziel geleitet sein muss. Ihr macht nicht nur Fotos, sondern bietet eine Dienstleistung an, baut eine Marke auf und schafft einen Mehrwert für eure Kund:innen. Dazu gehören Planung, Budgetierung, Marketing und das Abliefern durchgehend guter Ergebnisse. Ihr braucht ein System für Verträge, Rechnungen, Arbeitsabläufe und die Kommunikation mit aktiver Kundschaft. Je eher ihr damit beginnt, eure Fotografie wie ein Unternehmen zu behandeln, desto eher wird sie sich wie ein solches entwickeln. Beginnt euer Unterfangen mit Leidenschaft, bleibt dran mit Professionalität.

2. Übernehmt Verantwortung für eure Fotografie

Bevor ihr beruflich fotografiert, müsst ihr genau festlegen, welche Art von Fotografie euch liegt. Was ist euer Genre? Sind es Wildtiere? Hochzeiten? Vielleicht ist es die Architekturfotografie. Sobald ihr diese Entscheidung getroffen habt, wird alles andere klarer, und eure Ziele erhalten einen präzisen Fokus und eine Richtung. Wenn ihr euch zum Beispiel für die Porträtfotografie entscheidet, könnten eure nächsten Schritte darin bestehen, zu lernen, wie man mit Menschen arbeitet, Kontakte zu Modelagenturen knüpft und sich mit angehenden Models, die ihr Portfolio aufbauen wollen, vernetzt. Wenn Street-Fotografie euer Ding ist, könntet ihr euch zuerst mit berühmten Fotograf:innen dieses Genres befassen und regelmäßig selbst draußen üben. Der Punkt ist folgender: Eure Fotografie bekommt mehr Sinn. Mehr Bedeutung. Vorbei sind die Zeiten, in denen ihr eure Kamera nur dann in die Hand nahmt, wenn euch danach war. Das ist jetzt euer Beruf. Ihr holt die Kamera heraus, wenn ihr bezahlt werdet oder aktiv übt, um euer Portfolio zu verbessern. Ihr könnt natürlich auf der Geburtstagsparty eures Neffen fotografieren. Aber ihr betrachtet die Fotografie als eure Arbeit und nehmt sie dadurch viel ernster.

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3. Seid mit eurem Angebot vertraut

Als Berufsfotograf:in muss man die eigenen Produkte in- und auswendig kennen. Ihr müsst genau wissen, was ihr anbietet, was ihr verkauft und wie ihr damit anderen einen Nutzen bringt. Denn so verdient ihr euren Lebensunterhalt. Wenn ihr jetzt eine Kamera in die Hand nehmt, sollte dies entweder für einen bezahlten Job geschehen oder um auf zukünftige Geschäftsgelegenheiten hinzuarbeiten. Ein Beispiel: Als Fotograf:innen mit einer starken Instagram-Fangemeinde verkauft ihr außer Fotos auch Werbung. Euer Publikum wird Teil des Produkts und zieht Marken an, die euren Follower:innen Produkte vorstellen möchten. Ihr verkauft Views, Sichtbarkeit, Werbeflächen und Bildlizenzen. Um Kund:innen zu gewinnen und zu halten, ist es wichtig, dass ihr wisst, welche Produkte ihr anbietet und wie ihr diese effektiv einsetzen könnt. Das ist unerlässlich, wenn ihr als Berufsfotograf:innen überleben und erfolgreich sein wollt.

4. Baut euch ein kreatives Umfeld auf

Die Fotografie mag sich wie ein Ein-Personen-Betrieb anfühlen, aber wenn ihr ernsthafte Profis werden wollt, braucht ihr ein Team – auch wenn es aus der Ferne, informell oder ad hoc zusammenarbeitet. Umgebt euch mit gleichgesinnten Kreativen, die ähnliche Ziele und Ambitionen haben. Findet andere Fotograf:innen und Creator:innen, die euch herausfordern, zu neuen Ideen inspirieren und dazu anspornen, euch weiterzuentwickeln. Wahrscheinlich sprecht ihr mehr als ein paar Mal pro Woche mit ihnen, arbeitet bei Fotoshootings zusammen oder unterstützt euch sogar gegenseitig bei bezahlten Aufträgen. Eure Gespräche werden sich darum drehen, woran ihr gerade arbeitet, was ansteht und wie ihr euch in der Branche zurechtfindet. So entstehen neue Ideen. Oder Tipps, die euren Workflow verbessern. Wählt diese Personen mit Bedacht aus. Ihr braucht keine Ja-Sager oder jemanden, der sich durch eure Fortschritte bedroht fühlt. Ihr braucht Menschen, die euch wirklich unterstützen, sich für euren Erfolg einsetzen und sich nicht scheuen, ehrliches, konstruktives Feedback zu geben. Wendet euch an kritisch Denkende, deren Meinung ihr vertrauen könnt. Ein solches unterstützendes Netzwerk ist unerlässlich. In Situationen, die ihr noch nie zuvor erlebt habt – z. B. bei ersten Verhandlungen mit einer Marke oder ungewohnten Anforderungen an ein Fotoshooting – kann es einen riesigen Unterschied machen, wenn ihr Personen habt, die euch beraten. Das ist für mich nicht optional. Der Aufbau eines kreativen Umfelds ist für euren Fortschritt unabdingbar, wenn ihr euch ernsthaft und dauerhaft in der Berufsfotografie verbessern und weiterentwickeln wollt.

For Nikon magazine

Bens derzeitige Ausrüstung

5. Zweckmäßiges Equipment

Wenn ihr euch dazu entscheidet, professionell zu fotografieren, muss sich euer Verhältnis zu eurer Ausrüstung ändern. Es geht nicht mehr darum, Geräte zu kaufen, nur weil cool sind, gut aussehen oder ab und zu mal benutzt werden könnten. Diese Zeiten sind vorbei. Jedes Ausrüstungsstück, in das ihr jetzt investiert, muss einen klaren, praktischen Zweck in eurem Arbeitsablauf erfüllen. Es handelt sich nicht mehr nur um Ausrüstung, sondern um eine geschäftliche Investition. Ihr müsst Kameragehäuse und Objektive gemäß den Anforderungen eures speziellen Genres auswählen, nicht danach, was gerade im Trend liegt oder was sich im Moment aufregend anfühlt. Wenn ich mich zum Beispiel auf die Street-Fotografie konzentriere, bleibe ich wahrscheinlich bei zuverlässigen Festbrennweiten wie dem 35-mm-, 50-mm- oder 85-mm-Objektiv. Wieso? Weil diese Objektive für eine schöne Tiefenschärfe sorgen, mit der ihr steuert, worauf eure Augen fokussieren. Natürlich könnt ihr die gleichen Fotos auch mit anderen Objektiven machen, aber wenn ihr erst einmal herausgefunden habt, was für euer Handwerk am besten geeignet ist, braucht ihr nicht ständig neue Objektive. Der Einstieg in die Fotografie ist teuer, und die Kosten für die Ausrüstung können sich schnell summieren. Vor allem, wenn man gerade erst anfängt. Man muss also clever sein. Übermäßige Ausgaben können eure Gewinne auffressen, bevor ihr überhaupt ein ordentliches Einkommen erzielt. Der Kauf neuer Ausrüstung ist definitiv einer der aufregendsten Teile des Jobs, aber was ist noch besser? Eine Ausrüstung zu kaufen, die sich um ein Zehnfaches bezahlt macht – so wie ich es getan habe: zuerst mit der Nikon D3000 und dem NIKKOR AF-S 50mm f/1.8G und jetzt mit der Z8 und Z9 und (hauptsächlich) dem NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S. Das macht meine Auswahl zu einer klugen, lohnenden Investition. Versucht auch, Markenpartnerschaften aufzubauen. Die Zusammenarbeit mit einer bestimmten Kamera-, Objektiv- oder Speicherkartenmarke kann die finanzielle Belastung bei der Wahl der Ausrüstung erheblich verringern. Solche Geschäftsbeziehungen bieten euch stressfreieren Zugang zu den richtigen Werkzeugen, sodass ihr euch mehr auf eure Fotografie konzentrieren könnt.

6. Versicherung

Als Profifotograf:in ist die richtige Versicherung nicht optional, sondern ein Muss. Eure Ausrüstung ist eine große Investition, und ohne einen angemessenen Versicherungsschutz könnte ein einziger Unfall, Diebstahl oder Geräteausfall euer Unternehmen um Tausende von Euro zurückwerfen. Denkt nicht nur an eine Versicherung für eure Kamera und Objektive. Eine Haftpflichtversicherung schützt euch bei Unfällen am Set, Sachschäden oder sogar Rechtsansprüchen von Kund:innen. Wenn ihr auf Hochzeiten oder Veranstaltungen fotografiert oder an kommerziellen Aufträgen arbeitet, verlangen viele Kund:innen und Veranstaltungsorte einen Versicherungsnachweis, bevor ihr überhaupt arbeiten dürft. Betrachtet die Versicherung als euer Sicherheitsnetz. So könnt ihr mit Zuversicht arbeiten – denn ihr wisst, dass ihr abgesichert seid, wenn etwas schiefgeht. Das ist eine der klügsten und verantwortungsvollsten Maßnahmen, die ihr als Berufstätige ergreifen könnt. Die Berufshaftpflichtversicherung ist ein wichtiger Schutz für Fotograf:innen, die Dienstleistungen anbieten. Sie deckt euch in Situationen ab, in denen eure Kundschaft beispielsweise behauptet, eure Arbeit habe ihr aufgrund von Fahrlässigkeit, Fehlern oder Vertragsbruch einen finanziellen Schaden zugefügt. Wenn ihr z. B. einen wichtigen Moment bei einer Hochzeit verpasst, Bilder eurer Kundschaft verliert oder Fotos später als vereinbart abliefert, kann Schadenersatz verlangt werden. Die Haftpflichtversicherung hilft bei der Deckung von Anwaltskosten, Abfindungen oder Schadensbegleichungen, wenn ihr haftbar gemacht werdet. In der Kreativbranche, wo die Erwartungen hoch sind und jedes Projekt ein gewisses Risiko birgt, ist sie für Fotograf:innen und alle, die mit Verträgen und Fristen arbeiten, wichtig. Ein solches System schützt nicht nur euer Unternehmen, sondern zeigt euren Kund:innen auch Professionalität und Verantwortungsbewusstsein.

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7. Investiert in euch selbst

In sich selbst als Fotograf:in zu investieren, ist der beste Weg, um immer am Ball und auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Passt euch an und gesteht euch zu, mit der Zeit zu gehen, um im Spiel mitzuhalten. Das bedeutet, dass ihr euch ständig weiterbilden, eure Fähigkeiten weiterentwickeln und eure kreativen Inhalte perfektionieren müsst. Ob Kurse, Workshops, der Blick auf die Besten der Branche oder einfach eigene Projekte – alles, was ihr in euer Wachstum steckt, macht eure Arbeit besser und wertvoller. Es bedeutet auch, eure Denkweise, euer unternehmerisches Know-how und eure persönliche Marke bewusst zu pflegen. Je mehr ihr in euer Handwerk und in eure Fähigkeit, ein nachhaltiges Unternehmen zu führen, investiert, desto selbstbewusster, kompetenter und glaubwürdiger wirkt ihr in den Augen der Kund:innen. Talent verschafft euch Aufmerksamkeit, aber Professionalität und Wachstumsdenken verhelfen langfristig zum Erfolg.

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