Unterwegs filmen für TikTok

Der Reisefilmer Olivier Wong, der gerade von seinen Aufnahmen für „The Movement“ mit der neuen Nikon Z8 in Spanien zurückgekehrt ist, gibt einen Überblick über seinen Werdegang, seine Bildkomposition und Tricks, mit denen ihr eure vertikalen Videos aufwerten könnt.
Olivier Wong ist der Mann für vertikale Videos. Mit seinen ruhigen „Run-and-Gun“-Aufnahmen, seiner großartigen Videografie zur Goldenen Stunde und seinen kinoreifen Fotos weckt er den Wunsch, sofort in ein Flugzeug zu steigen. Mit mehr als 4,5 Millionen Follower:innen auf TikTok teilt Olivier sein Insiderwissen über Wachstum, Anpassung und die alles entscheidende Bildkomposition.
Wachstum braucht Zeit
„Als ich 2013 nach Paris gezogen war, machte ich alle meine Fotos mit dem Handy“, erklärt Olivier. „Es war ein Hobby neben meiner Arbeit als Ingenieur. Damit entdeckte ich Paris und entwickelte ein Auge für Bildkomposition. Ich fing an, Fotos auf Instagram zu posten. Zwei Jahre später kaufte ich meine erste Kamera – eine DSLR –, um meine technischen Kenntnisse zu erweitern. Erst 2016 kamen die Marken zu Instagram. Damit begannen auch meine Projekte für verschiedene Marken, was sich zu einem Nebenerwerb entwickelte. Drei Jahre lang war ich sowohl Fotograf als auch Ingenieur. Seit 2019 bin ich Vollzeitfotograf und Videofilmer.“
Olivier Wong
Das steckt in der Kameratasche


Die Z8: für vertikale Videos der nächsten Generation
„Ich benutze jetzt die Nikon Z8“, sagt Olivier. „Die Z8 bietet die Videofunktionen der Z9 in einem kompakten Gehäuse. Nikon hat einen hervorragenden Ruf in der Fotografie. Ich wusste also, dass die Fotofunktion fantastisch sein würde. Ich habe bereits die Z7II und weiß, dass sie gut ist. Aber ich hatte nicht erwartet, dass die Z8 alle Funktionen der Z9 aufweisen würde. Jetzt haben wir in einer einzigen Kamera das Beste, was Nikon zu bieten hat. Die Größe ist super, weil ich meistens „Run-and-Gun“-Aufnahmen mit der Kamera auf einem Gimbal mache. Dabei bevorzuge ich das geringe Gewicht einer kompakteren Kamera. Sie verfügt über die Videofunktionen der Z9, sodass ich meinem Bedarf entsprechend aufnehmen kann (8,3K in 60p in RAW-Video und 4K bis zu 120p). Und sie ist auch für Vertical-Filmer wie mich gebaut! Es gibt eine vertikale Wiedergabe, und der um vier Achsen schwenkbare Bildschirm ist für vertikale Aufnahmen sehr praktisch.“
Beachtet die 180-Grad-Shutter-Regel
„Meine wichtigsten Kameraeinstellungen hängen von dem Ort und der Tageszeit ab. Und davon, ob das Wetter klar ist oder nicht. Meistens nutze ich den manuellen Modus, sowohl bei Fotos als auch bei Videos. Fotos nehme ich gerne im RAW-Format auf und halte den ISO-Wert möglichst niedrig, um die beste Qualität zu erhalten. Bei Videoaufnahmen halte ich mich an die 180-Grad-Regel: Wenn ich beispielsweise ein Video mit 30 Bildern pro Sekunde aufnehme, versuche ich, eine Verschlusszeit von 1/60 zu erreichen. Dadurch erhalte ich eine schöne Bewegungsunschärfe im fertigen Video. Ich nehme auch gerne im 10-Bit-N-Log-Videoformat auf, damit ich die Details in den Lichtern und Schatten im Bild behalte. Das ist später beim Color Grading sehr hilfreich.“


Licht und Bildausschnitt sind die Grundlage für jedes Bild.
„Ich fotografiere meistens während der Goldenen Stunde bei Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Ich finde, dass ich dann das beste Licht für meine Fotos und Videos bekomme. Wenn man zum Beispiel mittags fotografiert, macht die Sonne das Bild flach – man bekommt einfach nicht die gleiche 3D-Abbildungsleistung, wie wenn die Sonne tief am Himmel steht“, sagt Oliver. „Die Goldene Stunde sorgt auch für schöne Schatten und Farben im Gesicht. Deshalb denke ich, dass die Wahl des richtigen Moments beim Fotografieren vom Ort und dessen Beleuchtung abhängt – das ist für ein Bild von entscheidender Bedeutung. Ich verwendet die App The Photographer’s Ephemeris, um den Sonnenstand zu verfolgen. Sie ist sehr nützlich, wenn ich in Regionen reise, die ich nicht gut kenne.“
Passt euch immer eurer Zielgruppe an
Sich Herausforderungen zu stellen und anpassungsfähig zu bleiben, ist der Schlüssel zum Erfolg. „Nach einem Jahr als Vollzeit-Creator kam Corona. Das war eine Herausforderung, weil ich hauptsächlich Outdoor-Fotografie und Videografie mache und gerne reise“, sagt Olivier. „Während der Pandemie konnte ich das nicht mehr.“
Eine weitere Herausforderung war die Umstellung von Fotos auf Film. Als TikTok zu boomen begann, eignete sich Olivier die Kunst der Videografie an. „Spätestens seit Instagram Reels eingeführt hat, verpasst man etwas, wenn man als Fotograf in den sozialen Medien keine Videos macht“, sagt er. „Es ist schwer, in den sozialen Medien nur mit Fotos relevant zu bleiben.“


Nicht jedes Posting führt zu vielen Aufrufen
Möglichst viele Klicks haben zu wollen ist ganz normal, erklärt Olivier. Aber man darf sich davon nicht unterkriegen lassen. „Ich habe nicht immer die Zeit, mich um alle Kanäle zu kümmern. Ich erwarte aber auch nicht, dass mein Video Millionen von Aufrufen erhält“, ergänzt er. Am wichtigsten ist es, das zu fotografieren, was man mag.
Von den Großen lernen
Die Techniken anderer Fotograf:innen zu studieren, kann eure Bildkompositionen verbessern. „Da ich aus dem Ingenieurwesen komme, habe ich mich schon immer gerne mit technischen Details beschäftigt. Deshalb höre oder lese ich immer Tutorials und mache meine eigenen“, erzählt Olivier. „Ich denke, man muss eine Leidenschaft für die Bildgestaltung haben. Versucht, euren eigenen Stil zu finden, tut das Beste, was ihr eurer Meinung nach tun könnt. Und wenn ihr mit dem Ergebnis zufrieden seid, teilt es online.“
Lest Oliviers Anleitung für das Aufnahmen mit einer Drohne und einem Gimbal hier.
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