Thibault Copleux’ Leitfaden für die Hochzeitsfotografie

Hochzeiten erfordern ein ausgewogenes Verhältnis von Geduld, Präzision und Menschenkenntnis, erklärt Hochzeitsfotograf Thibault Copleux. Wenn ihr eure Fotos verbessern oder aus der Amateurfotografie zu den Fortgeschrittenen aufsteigen möchtet, findet ihr hier alles, was ihr wissen müsst
Die Hochzeitstorte, mit leuchtend orangefarbenen Fondantblumen bedeckt. Das schrille Kichern des Neffen des Bräutigams. Die Träne des Glücks auf der Wange der Braut. Dies sind einige der magischen Momente, die ihr niemals verpassen wollt – denn wenn ihr Hochzeiten fotografiert, müsst ihr weit über die Grundlagen der Fotografie hinausgehen. In diesem Leitfaden verrät euch Porträt- und Hochzeitsfotograf Thibault Copleux, der in Annecy und Paris ansässig ist, wie ihr die Romantik an diesem besonderen Tag einfangt.
Thibault Copleux
Das steckt in der Kameratasche

Der beste Einstieg in die Materie ist, anderen professionellen Hochzeitsfotograf:innen zu assistieren.
Eines ist sicher: Man muss die Fotografie im Allgemeinen beherrschen, bevor man sich mit der Hochzeitsfotografie befasst. Ihr müsst eure Fähigkeit, Stimmungen einzufangen, Porträts aufzunehmen und große Ereignisse zu fotografieren, trainiert haben. Um den Einstieg zu finden, wendet ihr euch am besten an einen erfahrenen Profi und bittet ihn, euch mitlaufen zu lassen. So habt ihr die Möglichkeit, euch durch Zuschauen und Lernen mit den Grundlagen vertraut zu machen.
Wenn ihr dann mit den Basics bestens vertraut seid, ist es Zeit, sich umzuhören. Haltet die Augen auf nach Hochzeiten, bei denen ihr fotografieren könnt. Bietet eure Dienstleistungen zu einem fairen Preis an und erstellt ein Portfolio, das eure besten Arbeiten zeigt. Hochzeiten von Angehörigen sind eine fantastische Möglichkeit, euer Portfolio aufzubauen und die nötige Erfahrung zu sammeln, bevor ihr euch auf die Suche nach zahlenden Kund:innen macht.
Erstellt eine Website mit eurem Portfolio
Dank des Internets und der sozialen Medien habt ihr mit einer Online-Präsenz die besten Chancen, Kund:innen zu gewinnen. Richtet eine Website ein, die gleichzeitig als Portfolio dient, und beschreibt eure Vision und Herangehensweise an Hochzeiten (ob ihr beispielsweise einen besonderen Schwerpunkt auf Reportage legt). Nehmt euch auch die Zeit, euch in Hochzeitsverzeichnisse einzutragen.
Habt bei Kundenterminen sowohl ein gedrucktes als auch ein digitales Portfolio dabei
Wenn sich potenzielle Kund:innen melden, vereinbart einen Termin, um ein Gefühl für die Atmosphäre zu bekommen und herauszufinden, ob eure Fähigkeiten den Erwartungen der Kund:innen entsprechen. Bleibt professionell und freundlich und denkt immer daran, dass es sich um einen Wettbewerbsmarkt handelt! Stellt sicher, euer Portfolio mit euren besten Arbeiten frisch zu halten und eine Preisliste beizufügen. Meine Empfehlung ist eine gedruckte Mappe – sie vermittelt ein wärmeres, hochwertigeres Gefühl.
Plant im Voraus und bereitet eure Präsentation gut vor. Dabei solltet ihr den Schwerpunkt darauf legen, was euch von anderen unterscheidet und wie ihr dem Tag eine besondere Note verleihen werdet. Zum Schluss händigt ihr eure Visitenkarte oder ein Bild eurer Arbeit zum Mitnehmen aus.

Die richtige Ausrüstung ist die Basis
Hochzeitsfotografie ist eine Kunst, die besondere Aufmerksamkeit erfordert. Auch werdet ihr den ganzen Tag über mit schwierigen Bedingungen konfrontiert sein. Rechnet damit, dass ihr sehr gefragt sein und nur wenig Zeit übrig haben werdet. Damit ihr schnell reagieren könnt, wenn sich die Dinge im Laufe des Tages ändern, empfehle ich lichtstarke Zoomobjektive.
In den folgenden Beispielen möchte ich euch einen Eindruck vermitteln, womit ich bei meiner Nikon Z 5 und Nikon Z 6 arbeite:
NIKKOR-Objektive
- NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S: Dieses Objektiv verwende ich bei Hochzeiten für ganz bestimmte Aufgaben. Es ermöglicht sehr weitwinklige Aufnahmen in Rathäusern und Kirchen und erlaubt es mir, die Architektur der verschiedenen Orte mit einzufangen. Ich verwendet es auch für große Gruppenfotos, wenn der Platz knapp ist.
- NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S: Dieses Objektiv gehört zu meinen absoluten Favoriten. Das 24–70 mm f/2.8 S ist ein Weitwinkel-bis-Telezoom-Objektiv. Ich verwende es oft für Aufnahmen mit größerer Tiefenschärfe, bei denen ich nicht so viel Abgrenzung zwischen Hintergrund und Vordergrund haben möchte.
- NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR S: Dieses Objektiv kennt ihr. Ich liebe Porträts, und dieses Tele ist perfekt für schöne Nahaufnahmen von Menschen. Blende 2,8 ermöglicht fantastische Aufnahmen mit sehr geringer Tiefenschärfe: Die Motive ziehen den Blick auf sich und halten die Betrachter:innen in ihrem Bann. Ich verwende nur Ausrüstung, die auch bei schlechten Lichtverhältnissen funktioniert. Mit Blende 2,8 kann ich auch in den dunkelsten Ecken arbeiten! Warum f/2.8 die ultimative Blende voller Magie ist, erfahrt ihr hier.

Der große Tag: ein Schritt-für-Schritt-Leitfaden
Die Vorbereitungen
Die Zeit, in der sich die Hochzeitsgesellschaft fertig macht, ist ein besonderer (und entscheidender) Moment – ihr müsst zwei verschiedene Personen beim Ankleiden, Frisieren und Einstudieren ihrer Reden begleiten…
Gleichzeitig ist dies der am wenigsten hektische Teil des Tages (zumindest für mich als Fotograf). Nutzt diesen Moment der Ruhe, um ein paar schöne Aufnahmen zu machen und das Brautpaar zu treffen. Besprecht die wichtigsten Punkte des Tages und notiert euch eventuell in letzter Minute geäußerte Ideen und Wünsche.
Vergesst nicht, euch mit den Menschen um euch herum zu unterhalten. Das wird sie beruhigen und zu einer entspannten Atmosphäre beitragen. Eure Kamera braucht ein breites, müheloses Lächeln, um ihre Wirkung zu entfalten!
Die Zeremonie
Dies ist der Teil des Tages, der die meiste Aufmerksamkeit erfordert. Denkt daran: Trauungen pendeln zwischen formellen Lesungen und persönlichen Momenten. Jede Rede, jeder Auftritt und jede Geste ist präzise geplant und perfekt getimt. Haltet euer Objektiv auf den Mittelpunkt des Geschehens gerichtet und fangt die Essenz des Augenblicks mit höchster Präzision ein.

Paaraufnahmen
Jede Hochzeit ist einzigartig. Was bedeutet, dass ihr eure Vorgehensweise auf die Eigenheiten jeder einzelnen Hochzeit abstimmen müsst – vor allem, wenn ihr das große Fotoshooting für das Brautpaar macht. Bleibt offen für Neues, experimentiert und traut euch, auch mal Risiken einzugehen. Vor der Hochzeit stöbere ich oft auf Pinterest und in Facebook-Gruppen für Hochzeitsfotografie, um mich von den Kompositionen anderer inspirieren zu lassen.
Die Hochzeitsfeier
Bei der Hochzeitsfeier versuche ich, natürliche, ungestellte Momente mit meinem 70-200-mm-Objektiv einzufangen. Ich mische mich dazu unter die Gäste und versuche, ihr Lächeln oder ihre Reaktion auf Dinge einzufangen. Einige meiner Lieblings-Hochzeitsfotos habe ich während der Feier gemacht – ich liebe spontane, reportageartige Hochzeitsfotografie. Für denkwürdige Porträts und Gruppenaufnahmen könnt ihr ganz nah heranzoomen.

Der erste Tanz
Dies ist der Höhepunkt des Abends und ein Moment, in dem ihr als Fotograf:innen den Druck spürt. Während die Frischvermählten die Tanzfläche betreten und die Feierlichkeiten eröffnen, müsst ihr auf jede Bewegung, jedes Lächeln und jeden Blick achten.
Akribische Präzision ist hier das A und O, aber bei all dem Trubel und den Lichtern kann es schwierig sein, im Dunkeln zu fokussieren. Wenn ihr einen Blitz verwendet, kann das Infrarot-Hilfslicht zum Scharfstellen eine ungemeine Hilfe sein. Und hier noch ein kleiner Geheimtipp: Macht euch die Magie eines externen Blitzes mit Synchronkabel zunutze. Dadurch wird der Blitz nicht auf, sondern neben der Kamera positioniert. Bei dieser Technik wird der IR-Sender am Zubehörschuh befestigt, sodass ihr innerhalb von Millisekunden scharfstellen könnt. Ihr könnt mir später für diesen Tipp danken!
Teilt eure Aufnahmen
Nach einigen sorgfältigen Retuschen ist es Zeit für die große Enthüllung. Eine Online-Galerie ist die perfekte Möglichkeit, dem glücklichen Paar eure Arbeit zu zeigen: mit einer Auswahl der besten Aufnahmen des großen Tages. Das hilft euch, bis zum Ende der Arbeit professionell zu bleiben. In der Welt der Hochzeitsfotografie spricht sich sowas schnell herum – deshalb ist es wichtig, einen guten Eindruck zu hinterlassen.

Jetzt seid ihr dran!
Macht das Beste aus diesen Tipps, aber vergesst nicht, dass Originalität der Schlüssel zu großartigen Hochzeitsfotos ist. Und seid nicht überrascht, wenn ihr euch in das Fotografieren der Liebe verliebt: Was gibt es schließlich Schöneres, als die lebenslange Bindung zweier Menschen zu verewigen?
Vergesst nicht, euch darüber zu informieren, was die Größen der Fotobranche so tun. Wie die französische Porträtfotografin und Soziologin Gisèle Freund sagte: Für Fotograf:innen ist die Kultur viel wichtiger als die Technik…
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