Kathrin Schafbauer über das Schritthalten mit Radfahrer:innen und das Fotografieren von Editorials

Kathrin Schafbauer What I’ve learned as10 Nov. 20236 Minuten Lesezeit
Kathrin Schafbauer's images for Nikon magazine's article 'What I've Learned as Series'

In unserer Serie „Was ich gelernt habe“, in der Profis über ihre wichtigsten Karrierelektionen berichten, spricht Rad- und Modefotografin Kathrin Schafbauer über Bildausschnitt, Renntage und die Aufnahme atemberaubender Landschaften

Kathrin Schafbauer kann es kaum erwarten, loszulegen. Die in Bayern ansässige Sport- und Modefotografin fotografiert bereits seit sieben Jahren Radrennen und redaktionelle Fotoshootings. Vier Jahre davor hatte sie ihre ersten Aufträge als Fotografin für Unternehmen und Hochzeiten. Heute werden ihre Arbeiten in Harper’s Bazaar, Glamour, GQ Style, Elle, Vogue Italia, Tour, RennRad und vielen anderen Magazinen veröffentlicht. Und sie hat auch schon für Unternehmen wie Audi, SCOTT Sports, La Passione, CHAPTER2 Bikes und Oakley fotografiert. In einem Gespräch mit dem Nikon Magazin erzählt sie von den Höhen und Tiefen der letzten elf Jahre und verrät Tipps und Tricks für die nächste Generation von Fotograf:innen.

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Im Zweifelsfall mit Emotionen spielen

„Mein Stil in der Sportfotografie ist kraftvoll und farbenfroh“, beschreibt Kathrin. „Auch das Wetter beeinflusst oft meinen Stil. Manchmal sind meine Fotografien stimmungsvoll und dunkel, ein anderes Mal hell und sonnig. Ich spiele gerne mit Gefühlen und Emotionen – zum Beispiel fange ich den Schweiß auf dem Gesicht eines Fahrers oder die Freude über den Sieg an der Ziellinie ein. Letztendlich aber bevorzuge ich eine natürliche Aufnahme – weniger bearbeitet, mehr ungestellt.“

Am Renntag einen Schritt voraus sein

Rennen aufzunehmen ist mit nichts Anderem zu vergleichen. „Es ist sehr lebendig und schnell“, erklärt Kathrin. „Es ist wichtig, dass man vorher plant und organisiert, wo man steht. Denn man hat immer nur ein paar Sekunden Zeit für sein Foto.“ Im Gegensatz zu einem Fotoshooting für eine Kampagne kann man den Ort nicht in letzter Minute ändern: „Vor einem Rennen überprüfe ich meinen Standort, das Wetter und den Stand der Sonne.“

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Kampagnen erfordern echte Kreativität

Rennfotos leben vom perfekten Moment – Kampagnen hingegen bieten viel mehr Raum für Kreativität, erklärt Kathrin. „Wenn ich mit Agenturen oder Kunden zusammenarbeite, finde ich es toll, wenn sie mir ihre Kollektion und ihre Farben zeigen. Es geht darum, gemeinsam eine ganze Geschichte rund um ein neues Produkt zu entwickeln – ganz gleich, ob es sich dabei um ein Fahrrad oder Sportbekleidung handelt. Wie alles zusammenwirkt, das bereitet mir viel Freude.“

Erkundet den Standort immer selbst

„Ich kundschafte immer den Aufnahmeort vor dem Shooting aus, um zu prüfen, ob ich alle für die Kampagne benötigten Spots habe. Das würde ich auch immer empfehlen, denn nur so könnt ihr die möglichen Blickwinkel erkennen und eure eigene kreative Vision wahr werden lassen. Lasst das niemals jemand anderen für euch tun – ich spreche aus Erfahrung!“ Außerdem checkt Kathrin immer das Wetter und die Intensität der Sonneneinstrahlung. „Es ist nicht immer möglich, der grellen Mittagssonne zu entkommen, aber ich versuche es. Manchmal fotografiere ich im Schatten oder gehe für Aufnahmen ins Studio. Am frühen Abend geht’s dann wieder draußen weiter.“

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Die Landschaft ist genauso wichtig wie das Motiv

Es ist schwer, die Tour de France von der beeindruckenden Kulisse der Alpen zu trennen – und das gilt auch für Kathrins Fotografie. „Die Landschaft ist das, was ein Foto spektakulär und anders aussehen lässt“, verrät sie. „Draußen aufzunehmen, selbst in Städten, bietet viel Raum für Kreativität – ganz zu schweigen von der Möglichkeit, natürliches Licht und Schatten zu nutzen. In den Bergen fotografiere ich besonders gern die Kurven der Straßen zusammen mit meinem Motiv.“

Mode und Sport überschneiden sich mehr, als man denkt

Lasst euch von niemandem sagen, dass ihr euch auf ein Genre spezialisieren müsst. Die Möglichkeit, Rennen und Sportmode zu fotografieren, hat Kathrin im Laufe der Jahre mehr Flexibilität verschafft – insbesondere seit sie Mutter ist. „Man inszeniert das Foto und fotografiert die Models genauso wie bei normalen Modeshootings. Nur, dass die Models auch Radfahrer:innen sind. Sie müssen aber ganz natürlich posieren“, beschreibt sie. „Die Beleuchtungs- und Bildkompositionstechniken sind die gleichen. Man kann aber auch im Studio aufnehmen.“

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Investiert in eure Ausrüstung

„Ich verwende die Nikon Z7II mit dem NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S und dem NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR S“, verrät sie. „Es ist mein Lieblings-Setup für Rennen. Die Zooms bieten zusätzliche Flexibilität, wenn ich nicht an der perfekten Stelle bin, während die Fahrräder vorbeisausen. Für Modeshootings verwende ich das NIKKOR Z 50mm f/1.8 S, das NIKKOR Z 85mm f/1.8 S und das NIKKOR Z 35mm f/1.8 S. Sie bieten eine wunderbare Klarheit und lassen schön viel Licht rein.

„Ich habe auch gerade die Nikon Z8 getestet und mich glatt in sie verliebt! Sie ist herrlich leicht und handlich. Die Nikon Z9 wäre leider zu groß für mich, wenn ich an Wettkampftagen laufe und mich bewege. Aber der Autofokus der Z8 ist genauso gut wie bei der Z9 – absolut fantastisch. Das spiegellose System eignet sich hervorragend, um mit den Fahrer:innen Schritt zu halten. Ich mag es auch, dass ich die Veränderung der Lichtverhältnisse im elektronischen Sucher sehen und bei Bedarf anpassen kann.“

Eine kurze Verschlusszeit ist entscheidend

Kathrin fotografiert in RAW und manuell. „Eine kurze Verschlusszeit ist für Rennen unerlässlich. Dennoch versuche ich auch immer, die Blende möglichst offen zu halten“, erklärt sie. „Ich versuche, beides zu kombinieren. Das ist nicht immer einfach. Aber ich versuche immer, mit Blende f/2.8 zu arbeiten.“ Kathrin verwendet beim Fotografieren von Rennen immer den Autofokus – sogar den 3-D-Autofokus der Z8. Und sie passt ihren Weißabgleich oft an die Stimmung der Aufnahme und das Licht an.

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Herausforderungen sind vorprogrammiert

„Die Geschwindigkeit des Rades, die Natur und das Wetter bringen immer ihre eigenen Herausforderungen mit sich“, weiß sie. „Bei der Sportfotografie ist es sehr wichtig, die Athlet:innen so zu fotografieren, dass sie gut aussehen – nicht in einer ungünstigen Position. Man muss insgesamt ein gutes Bild machen, das die Emotionen, die Geschwindigkeit, die Landschaft und die Farben einfängt.“

Die wichtigste Lektion, die ich im Laufe der Jahre gelernt habe …

„Keine Angst zu haben, etwas Neues auszuprobieren“, lächelt Kathrin. „Vor 2016 hatte ich noch nie Radrennen aufgenommen. Ich habe den Sport erst so für mich entdeckt. Als ich in Zeitschriften nach Bildern von Radfahrer:innen suchte, konnte ich einfach keine guten finden! Also dachte ich mir: ‚Hey, dann kann ich das ja machen.‘ Für mein allererstes Shooting kontaktierte ich eine Frau in Österreich. Ich sagte ihr einfach, dass ich eine Frau fotografieren möchte, die auf einem Fahrrad cool aussieht. Ich war mir sicher, dass es interessant sein und Spaß machen würde, Radrennen aufzunehmen. Die Fotos wurden in einer Zeitschrift veröffentlicht – und so fing alles an. Im Laufe der Jahre habe ich festgestellt, wie sich die Fahrradfotografie entwickelt hat. Auch der Stil der Radfahrer:innen ist sehr modisch oder modeorientiert geworden. Letztlich habe ich verstanden, dass es wichtig ist, meinen eigenen Weg zu gehen – und das zu machen, was mir Freude bereitet.“

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