Unter der Wasseroberfläche: Tom Vierus spricht über die Kraft der Unterwasserfotografie, Dinge zu verändern

Taucht mit Tom Vierus tief in die Welt der Meeresfotografie ein und findet heraus, warum sie so wichtig für die Rettung unserer Meere ist
„Bilder sagen mehr als Worte. Wenn man zwei Bilder nebeneinander hängt, eins von einem lebendigen, gesunden Korallenriff voller Fische und das andere von einem kaputten, leblosen Riff, wird fast jeder die Botschaft verstehen“, sagt Tom Vierus. Der preisgekrönte Fotojournalist, Filmer und Storyteller macht nicht nur Fotos von der Natur, sondern kämpft auch für ihren Schutz.

Spinnerdelfine (Stenella longirostris) in der Nähe von Kokopo Papua, Neuguinea. D850 + AF-S NIKKOR 16-35mm f/4G ED VR, 31 mm, 1/320 s, f/6.3, ISO 1100, ©Tom Vierus
Wissenschaft trifft auf Storytelling
Mit seinem Hintergrund in Meeresbiologie bringt Tom eine seltene Mischung aus wissenschaftlicher Kompetenz, kreativer Kunstfertigkeit und tief verwurzelter Entschlossenheit in jedes Projekt ein. Er weiß nicht nur, was er fotografieren muss, sondern auch, warum es wichtig ist. „Ich bewege mich auf einem schmalen Grat zwischen Hoffnung und Schönheit, Zerstörung und Verzweiflung“, sagt er über seine Arbeit, die komplexe ökologische Themen in fesselnde Bilder verwandelt – Bilder, die zum Nachdenken anregen und zum Handeln motivieren. „Die Ozeane sind die Lungen unseres Planeten. Wenn die Ozeane sterben, sterben auch wir. Visuelle Medien können ein sehr wirkungsvolles Instrument sein, um Veränderungen herbeizuführen. Ich hoffe, dass meine Bilder und Videos dazu beitragen.“

Eine Fischerin sammelt Seetrauben im Norden von Fidschi. Z8 + AF-S Fisheye NIKKOR 8-15mm f/3.5-4.5E ED (mit Bajonettadapter), 15 mm, 1/640 s, f/16, ISO 320, ©Tom Vierus
Toms Mission hat ihn durch die ganze Pazifikregion geführt, wo er über und unter Wasser den Naturschutz in Aktion fotografiert hat. Seine Bilder wurden in The Guardian, Wired, im Spiegel und bei ABC News veröffentlicht. Außerdem hat er mit führenden Organisationen wie dem WWF, den Vereinten Nationen und der Wildlife Conservation Society zusammengearbeitet. In Fidschi hat er sich kürzlich dem WWF Australien angeschlossen, um Korallenzuchtstätten und nachhaltige Fischereiprojekte zu filmen, die den Druck auf die empfindlichen Riffe verringern sollen. In Tuvalu, einem der kleinsten Länder der Welt, hat er gezeigt, wie Technologie und Luftfahrt den Gemeinden helfen, sich an den Klimawandel anzupassen. Kürzlich hat er eine Fotodokumentation über sieben Jahre seines Lebens auf den Fidschi-Inseln veröffentlicht – und einen illustrierten Vogelführer, der Einheimischen und Besuchenden das Beobachten von Vögeln näherbringen soll. Als nächstes geht es für ihn nach Samoa, wo er mit BirdLife International zusammenarbeiten wird, um die vom Aussterben bedrohte Zahntaube zu fotografieren. Sie ist eine der nächsten lebenden Verwandten des Dodos. „Es war schon immer mein oberstes Ziel, die Aufmerksamkeit auf die Ozeane, ihre Probleme und ihre Bedeutung zu lenken. Ich will zeigen, wie wir alle einen kleinen Beitrag leisten können, um die Belastung zu verringern“, sagt Tom. „Anstatt einfach nur die Fakten zu präsentieren, versuche ich, das Publikum emotional mit den Geschichten über Tiere, Ökosysteme und die Menschen, die sich für deren Schutz oder Zerstörung einsetzen, zu verbinden. Ich möchte Neugier wecken, zum Handeln aufrufen und eine Brücke zwischen Wissenschaft, Natur und Öffentlichkeit schlagen.“

Porträt eines Maori-Lippfischs, fotografiert in Fidschi. D850 + NIKKOR AF-S 105mm f/2.8 VR G, 105 mm, 1/200 s, f/16, ISO 2640, ©Tom Vierus
Auf die Ausrüstung kommt es an
Zwischen wechselndem Licht, Salzwasser, starkem Druck und Temperaturschwankungen ist der Ozean kein einfacher Arbeitsplatz. Deshalb setzt Tom auf ein Kamerasystem, auf das er sich verlassen kann. „Ich habe schon immer mit Nikon gearbeitet. Als ich vor einigen Jahren von einer DSLR auf eine spiegellose Kamera umsteigen wollte, hatte ich mehrere Optionen, blieb aber bei Nikon. Insbesondere die Z8 passt perfekt zu meiner anspruchsvollen Arbeit in den Tropen“, sagt er. „Das Gehäuse der Z8 ist hervorragend abgedichtet. Das ist in der Gischt, bei plötzlichen Regengüssen und sandigen Bedingungen entscheidend. Außerdem verfügt sie über alle beeindruckenden Hybridfunktionen der Z9 in einem etwas kleineren Gehäuse.“ Außerdem kann Tom dank der Voreinstellungen sein Unterwasser-Setup fest einstellen und schnell reagieren. Das ist besonders wichtig, wenn jede Sekunde zählt. „Bei meiner Arbeit muss ich oft schnell reagieren“, sagt er. „In einem Moment fotografiere ich vielleicht einen Vogel von einem Boot aus mit einem 800-mm-Superteleobjektiv, im nächsten tauche ich unter Wasser und filme Haie. Zeit ist oft entscheidend, und Nikon hat mich noch nie im Stich gelassen.“

Ein Galapagos-Meeresleguan frisst in der Mittagshitze Algen. D850 + AF-S NIKKOR 16-35mm f/4G ED VR, 35 mm, 1/320 s, f/4.5, ISO 400, ©Tom Vierus
Geschützt in einem Aquatica Digital Gehäuse kombiniert Tom seine Z8 mit verschiedenen Objektiven. Diese sind speziell auf die jeweiligen Einsatzbedingungen zugeschnitten sind und mit speziellen Dome-Ports für optimale Unterwasseraufnahmen ausgestattet. „Mein Lieblingsobjektiv ist das NIKKOR Z 14-30mm f/4 S“, sagt er. „Mit dem Zoom kann ich weitläufige Szenen einfangen und auch Nahaufnahmen machen, was für meine fotojournalistische Arbeit unter Wasser sehr praktisch ist. Ich kann den großen Bildausschnitt festlegen und dann für die Details heranzoomen, um eine komplexe visuelle Geschichte zu erzählen.
„Ich verwende auch sehr gerne das AF-S Fisheye NIKKOR 8-15mm f/3.5-4.5E ED mit dem FTZ-Adapter. Es liefert scharfe Bilder und hat einen schnellen Autofokus. Ich kann ganz nah ran, während ich trotzdem weitläufige Rifflandschaften oder große Meeresbewohner einfangen kann“, fügt Tom hinzu. „Da es Unterwasser keine geraden Linien gibt, sieht man den klassischen Fischaugen-Effekt nicht wie an der Oberfläche.“
Wenn es um tolle Meeresfotos geht, ist für Tom ein Accessoire unverzichtbar: künstliches Licht. „Licht wirkt unter Wasser ganz anders als an der Luft. Je tiefer man taucht, desto mehr Licht wird absorbiert – vor allem Rot- und Orangetöne, sodass alles blau oder grün aussieht“, erklärt er. „Ohne künstliches Licht verliert die Unterwasserwelt ihre Lebendigkeit. Um die Farben wieder zum Leuchten zu bringen und ein Riff richtig einzufangen, braucht man starke Blitzgeräte für Fotos oder Dauerlicht für Videos. Vor jedem Tauchgang überlege ich mir, was für mich Priorität hat. Ich habe manchmal beides verwendet, aber das macht die Ausrüstung sperrig. Deshalb versuche ich das normalerweise zu vermeiden. Wenn ich beides mache, benutze ich oft nur Videoleuchten. Denn damit kann ich immer noch tolle Fotos machen, aber mit Blitzgeräten kann ich keine Videos aufnehmen. Es ist ein Kompromiss, aber es klappt.“

Ein Freiwilliger vom WWF-Schildkrötenprogramm misst eine gefährdete Grüne Meeresschildkröte, die in der Nähe der Insel Dravuni in Fidschi gefangen wurde. Ein super Beispiel für schnelle Reaktion, um den perfekten Schnappschuss zu ergattern. D850 + AF Fisheye NIKKOR 16mm f/2.8D, 16 mm, 1/250 s, f/22, ISO 640, ©Tom Vierus
Unterwasser loslegen
„Wenn ihr die Gelegenheit habt, dann nutzt sie!“ sagt Tom und gibt Tipps für alle, die Lust haben, selbst mit Meeresfotografie anzufangen. „Am Anfang ist es wichtig, herauszufinden, ob Tauchen und Unterwasserfotografie euch wirklich interessieren. Es kann auch sein, dass ihr nach ein oder zwei Tauchgängen mit der Kamera merkt, dass das nichts für euch ist. Tauchen ist leider ein ziemlich teures Hobby. Es sei denn, ihr habt schon eine Ausrüstung und wohnt in der Nähe von Seen oder dem Meer. Ihr könnt aber auch kleiner anfangen. Probiert zum Beispiel erst mal Schnorcheln aus. Dabei könnt ihr auch Gleichgesinnte treffen, die schon eine Ausrüstung haben, und so ohne große Kosten erste Erfahrungen sammeln.

Ein Schwarm von stark gefährdeten Bogenstirn-Hammerhaien schwimmt durch das blaue Wasser rund um Darwin's Arch, einem der beliebtesten Tauchspots im nördlichen Galapagos-Archipel. Hier habe ich das Umgebungslicht verwendet, weil das Motiv zu weit weg war für Videoleuchten oder Blitzgeräte. D850 + AF-S NIKKOR 16-35mm f/4G ED VR, 35 mm, 1/600 s, f/9, ISO 1250, ©Tom Vierus
Für Einsteiger:innen empfiehlt Tom, mit langsamen und unbeweglichen Unterwasser-Motiven anzufangen. „Sucht euch einen Pool und legt ein paar Sachen auf den Boden“, schlägt er vor. „Packt die Kamera in ein Unterwassergehäuse und probiert ein bisschen aus, wie ihr so fotografieren könnt. Experimentiert mit den Einstellungen und schaut, wie das Licht wirkt. Eine gute Faustregel ist, erst die Lichtverhältnisse zu prüfen und die Kamera entsprechend einzustellen, während die Blitzgeräte ausgeschaltet sind. Wenn ihr mit dem Umgebungslicht zufrieden seid, könnt ihr mit Blitzgeräten für zusätzliche Tiefe sorgen und deren Intensität und Winkel anpassen.“

Ein Weißspitzen-Riffhai schwimmt am oberen Riff des Mount Mutiny in Fidschi entlang. D850 + AF Fisheye NIKKOR 16mm f/2.8D, 16 mm, 1/160 s, f/8, ISO 800, ©Tom Vierus
Auf zum nächsten Level
Wenn ihr bereit seid, den Sprung ins Naturgewässer zu wagen, empfiehlt Tom Einsteigern:innen, in flachen Gewässern zu starten. Da gibt es mehr natürliches Licht und ihr könnt eure Technik leichter perfektionieren. „Je weniger Wasser zwischen der Kamera und dem Motiv ist, desto schärfer und lebendiger wird das Ergebnis“, erklärt er. „Generell gilt: Je flacher ihr taucht, desto mehr Licht steht euch zur Verfügung. Das ist beim Fotografieren oder Filmen von Riffen sehr hilfreich.“
Wenn ihr beim Tauchen und bei der Bedienung eurer Ausrüstung sicherer werdet, schlägt Tom einige fortgeschrittenere Tricks vor, mit denen ihr eure Bilder optimieren könnt. „Wenn das Wasser trüb ist, neigt die Blitzgeräte leicht nach außen, um Rückstreuung, also die winzigen Partikel in der Wassersäule, zu reduzieren. Verwendet nur den Rand des Lichtstrahls, um das Motiv zu beleuchten“, rät er. „Um ein größeres Riffgebiet zu beleuchten, streckt den Blitzarm so weit wie möglich aus und stellt die Blitzleistung auf die höchste Stufe.“

Ein großer Bullenhai kam in 30 m Tiefe im Shark Reef Marine Reserve in Fidschi an meiner Kamera vorbei – seine Beißkraft gilt als die stärkste der über 500 Haiarten. Ich blieb so ruhig wie möglich, zoomte auf 35 mm und fotografierte dieses fast schon intime Porträt. D850 + AF-S NIKKOR 16-35mm f/4G ED VR, 35 mm, 1/200 s, f/7.1, ISO 800, ©Tom Vierus
Letztendlich braucht es Zeit, Geduld und viel Ausprobieren, um die Unterwasserfotografie zu meistern. Aber wenn der Schutz unseres Planeten das Ziel ist, kann laut Tom schon ein einziger Schnappschuss eine Veränderung bewirken. „Manchmal erscheint ein Problem zu groß, um es anzugehen. Das Einfachste ist dann, aufzugeben“, sagt er. „Aber wenn alle einfach aufgeben, wird das Problem nie gelöst. Deshalb zählt jede Kleinigkeit, egal wie klein sie ist. Wichtig ist, erst die Probleme zu erkennen und dann weiterzumachen, auf eine ideale Situation oder Lösung hinzuarbeiten und niemals aufzugeben.“

Wissenschaftler befestigen einen Temperaturlogger an der Rückenflosse eines jungen Schwarzspitzen-Riffhais in Moʻorea, Französisch-Polynesien. Ich habe die Blende etwas geschlossen, um die Sonnenstrahlen besser wirken zu lassen, und den Hai mit zwei Blitzgeräten auf mittlerer Stärke beleuchtet. D810 + AF-S NIKKOR 16-35mm f/4G ED VR,16 mm, 1/250 s, f/13, ISO 320, ©Tom Vierus
Toms Top-Tipps für Unterwasserfotografie:
1. Kennt eure Ausrüstung
„Eine der größten Herausforderungen in der Meeresfotografie ist das Tauchen. Starke Strömungen, schlechte Sicht und wenig Licht sind hier ganz normal. Darum ist es so wichtig, dass ihr eure Kamera in- und auswendig kennt. In der Wildlife-Fotografie hat man selten viel Zeit. Instinktiv reagieren und schnell die Einstellungen anpassen macht den Unterschied zwischen einem tollen Foto und einer verpassten Gelegenheit.“
2. Intelligente Einstellungen
„Bevor ihr ins Wasser springt, stellt eure Kamera auf f/8, 1/200 s und automatische ISO-Empfindlichkeit ein. Die Blitzgeräte sollten sich in der Nähe des Domes befinden (wo das Objektiv drinsteckt), leicht nach außen geneigt und entweder ausgeschaltet oder auf die niedrigste Stufe eingestellt sein. Das ist schon mal ein guter Anfang. Und falls direkt ein Manta oder Hai vorbeischwimmt, seid ihr bestens für ein cooles Foto gerüstet!“
3. Geht nah dran!
„Als Faustregel gilt: Geht so nah wie möglich an das Motiv ran, egal ob es sich um ein Riff oder einen Fisch handelt – außer vielleicht bei Haien! So könnt ihr besser scharfstellen, bekommt schönere Farben und insgesamt mehr Schärfe und Kontrast. Aber bitte die Tiere nicht stören.“
4. Vorbereitung ist das A und O
Achtet darauf, dass die Kamera voll aufgeladen ist und die SD-Karte in der Kamera steckt! Das klingt zwar offensichtlich, passiert aber immer wieder – auch mir.“
5. Erst tauchen, dann fotografieren
Viele wollen das vielleicht nicht hören, aber bevor ihr mit einem großen Unterwasser-Rig abtaucht, müsst ihr erst richtig tauchen lernen – und vor allem eure Tarierung im Griff haben! Als ich vor 13 Jahren mit dem Tauchen anfing, haben mir meine Tauchlehrer:innen verboten, bei meinen ersten Tauchgängen eine Kamera mitzunehmen. Rückblickend bin ich ihnen dafür sehr dankbar!“

Ein orangefarbener Feilenfisch versteckt sich zwischen Hartkorallen im Pazifik um die Fidschi-Inseln. D850 + NIKKOR AF-S 105mm f/2.8 G IF-ED VR, 105 mm, 1/250 s, f/10, ISO 250, ©Tom Vierus
Das ist bei Tom Vierus in der Kameratasche
Z8, NIKKOR Z 14-30mm f/4 S, NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S, AF-S FISHEYE NIKKOR 8-15mm f/3.5-4.5E ED, Bajonettadapter FTZ II-Adapter
Großer Dome-Port (Weitwinkel), Makro-Port (Makro), Aquatica Digital UW-Gehäuse für die Z8, 2x Hydra 15000 Lumen (für Video), 2x Kraken KS-160 (für Fotos)
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