Bessere Close-ups mit Ross Hoddinott

Ross HoddinottMakro und Nahaufnahme18 Juni 20258 Minuten Lesezeit
Ross Hoddinott |  Nikon magazine

Makro-Profi Ross verrät seine besten Tipps für die Makrofotografie und testet drei NIKKOR-Objektive auf ihre Nahaufnahmequalitäten

Mit Nahaufnahmen entdeckt ihr die Welt aus einer ganz neuen Perspektive. Insekten, kleine Blumen und sogar ganz normale Haushaltsgegenstände werden zu den Hauptdarstellern schöner Bilder. Der britische Fotograf Ross Hoddinott fotografiert seit seiner Kindheit Miniaturen, wurde mit 18 Jahren Profi und ist heute ein führender Experte für Makro-Tierfotografie. Das Nikon Magazin hat ihn gebeten, drei Objektive zu vergleichen, zwei Makroobjektive – das NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S und das NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 – sowie die Festbrennweite NIKKOR Z 50mm f/1.4, um deren Leistung im Nahbereich nebeneinander zu testen und seine besten Tipps für erfolgreiche Makroaufnahmen zu verraten.

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Ross Hoddinott

Makro und Nahaufnahme

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Das steckt in der Kameratasche

Herbstlaub auf einem Leuchtkasten. Von links nach rechts: NIKKOR Z 50mm f/1.4, NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 und NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S

Wie bist du zur Makrofotografie gekommen?

Im Alter von neun oder zehn Jahren nahm ich zum ersten Mal eine alte Kleinbildkamera in die Hand. Ich hatte nur ein 50-mm-Objektiv, aber ich wollte unbedingt Wildtiere fotografieren. Eine Freundin hatte einen Nahaufnahmefilter, mit dem ich dann Nahaufnahmen von Blumen, Käfern und Schmetterlingen fotografieren konnte. Die Entscheidung, Nahaufnahmen zu fotografieren, wurde mir also durch die Grenzen meiner Ausrüstung aufgezwungen. Aber es war bald das, was ich machen wollte. Als ich etwa 11 oder 12 Jahre alt war, gewann ich einen Fotowettbewerb und der Preis war eine teure Kamera. Ab dann nahm ich die Fotografie noch ernster.

Dein Equipment hat sich seit damals weiterentwickelt! Das steckt in der Kameratasche

Ich habe eine Nikon Z8, die ich liebe, das NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S und das NIKKOR Z 100-400 f/4.5-5.6 VR S, weil es wirklich nah fokussiert. Gelegentlich verwende ich auch noch ein älteres 200-mm-Objektiv mit F-Bajonett, aber das ist ein ziemlicher Klopper! Für meinen Arbeitsstil verwende ich gerne Objektive mit größerer Brennweite, weil sie einen engeren Bildwinkel haben. So bekomme ich einen saubereren Hintergrund, und da ich weiter vom Motiv entfernt bin, ist es auch weniger wahrscheinlich, dass ich ein Insekt störe. Die Z8 ist einfach eine so vielseitige Kamera. Sie begeistert mit Geschwindigkeit, Auflösung und Dynamikumfang – und ist vollgepackt mit Funktionen. Für mich erfüllt sie einfach alle Kriterien.

Öl in Wasser über bunten Hintergründen, die mit einer kleinen LED-Leuchte beleuchtet werden. Von links nach rechts: NIKKOR Z 50mm f/1.4, NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 und NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S

Bist du sofort auf spiegellose Kameras umgestiegen?

Ich habe mir gleich eine Z7 gekauft, als das System auf den Markt kam. Ich hatte es nicht unbedingt eilig, auf spiegellos umzustellen. Es ging mir um die neuen Objektive. Nachdem ich eines der Objektive getestet hatte, wusste ich sofort, dass sie deutlich schärfer sein würden. Seitdem hat mich kein NIKKOR Z-Objektiv enttäuscht.

Womit wir bei den Objektiven wären. Wie war das neue NIKKOR 50mm f/1.4?

Ein wirklich klasse Objektiv. Optisch sehr gut und sehr schnell. Man kommt ziemlich nah an das Motiv heran. Es ist ein großartiges Objektiv für alle, die sich mit Close-ups beschäftigen wollen. Mit Zwischenringen kommt man sogar noch näher heran. Die Bildqualität ist großartig, wie man an den Beispielen sehen kann – und das Bokeh ist wunderschön. Es ist leicht, nimmt nicht viel Platz in der Tasche ein und ist beeindruckend vielseitig.

Du hast das Objektiv neben dem NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S und dem NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 getestet. Wie war das?

Der Hauptunterschied zwischen den beiden 50-mm-Objektiven ist natürlich der Abbildungsmaßstab – mit dem Makroobjektiv kommt man extrem nah ran. Aber die Größe, das Gewicht und die Bildqualität dieser beiden waren ziemlich nah beieinander und sie sind einfach zu handhaben. Der Nachteil der beiden 50 mm ist, dass man sehr nah an das Motiv herankommen muss und riskiert, Insekten zu stören. Aber für andere Nahaufnahmen ist das 50-mm-Makro ein großartiges Objektiv. Das 50mm f/1.4, das kein echtes Makro ist, hat eine größere Blendenöffnung für mehr Bokeh im Hintergrund. Alle sind sehr gut in dem, was sie tun, und alle haben ihren Platz. Mein Favorit ist das MC 105mm. Aber das liegt einfach an den Motiven, die ich fotografiere.

Worauf kommt es euch bei einer guten Makroaufnahme an?

Meine Bilder sind in der Regel recht einfach. Ich versuche immer, etwas Sauberes und Ansprechendes zu schaffen. Deshalb ist die Wahl des Hintergrunds und der Farben sehr wichtig. Alles, was ich fotografiere, entsteht direkt vor Ort. Ich investiere viel Zeit darauf, Motive zu finden, die sich vor einem weichen Hintergrund mit der passenden Farbstruktur freistellen lassen.

Von links nach rechts: NIKKOR Z 50mm f/1.4, NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 und NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S

Wie sieht es mit Licht aus?

Ich verwende viel natürliches Licht und manchmal auch ein oder zwei kleine LED-Leuchten. Bei Nahaufnahmen – und mit all diesen Objektiven – lässt sich Licht mit etwas Übung ganz leicht gezielt einsetzen. Bei anderen Wildtieren, wie Säugetieren und Vögeln nutze ich das vorhandende Licht. Bei Nahaufnahmen kann ich ein paar LEDs verwenden, die Intensität des Lichts und die Farbtemperatur ändern… oder das Motiv von hinten beleuchten, um einen schönen natürlichen Look zu erzielen. Ich habe also die kleinen Lichter, einen Reflektor und einen Diffusor. Es ist wie ein Mini-Fotostudio, mit dem man alles machen kann und das in einer kleinen Tasche Platz findet.

Fotografierst du aus der Hand oder mit einem Stativ?

Beides, aber ein Stativ ist für die Makrofotografie normalerweise unerlässlich. Je mehr man vergrößert, desto geringer wird die effektive Tiefenschärfe. Wenn die Kamera fixiert ist, ist es viel einfacher, den Fokus und die Komposition fein abzustimmen. Je unerfahrener ihr seid, desto wichtiger ist es, diese Stabilität zu haben. Beim Fotografieren aus der Hand müsst ihr wissen, dass es ein Zahlenspiel ist und ihr ziemlich viele Bilder fotografieren müsst, um ein gutes zu bekommen. Meistens gibt es keine Ausrede, kein Stativ zu verwenden. Deshalb würde ich empfehlen, in ein gutes Reisestativ zu investieren, das sich leicht zusammenklappen und transportieren lässt.

Welche Kameraeinstellungen verwendest du?

Ich verwende sowohl den Autofokus als auch den manuellen Fokus, je nach Situation. Aus der Hand verwende ich eher den Autofokus mit einem einzelnen Fokusmessfeld auf dem Teil des Motivs, den ich scharf haben möchte – bei einem Insekt ist das normalerweise das Auge. Auf einem Stativ schalte ich eher auf manuellen Fokus um, verfeinere ihn und verwende das Fokus-Peaking als Hilfsmittel. Die Wahrheit ist, dass es kein Geheimrezept gibt. Manchmal ist AF besser und manchmal MF.

Was die Modi angeht, so bevorzuge ich in den meisten Situationen die Zeitautomatik. Bei Nahaufnahmen kommt es darauf an, die Tiefenschärfe zu kontrollieren. Ich schalte die einfache Belichtungskorrektur ein und wenn ich ein Stativ verwende, schalte ich das Live-Histogramm ein und passe die Belichtung entsprechend an. Mit der Blende probiere ich alles aus! Ich bevorzuge eine wirklich geringe Tiefenschärfe, aber je nach Motiv und weil es so vergrößert ist, kann ich zwischen f/2.8 und f/16 wählen. Je nachdem, wieviel Tiefe ich für das gesamte Motiv erzeugen muss.

Gefrorene Pfützen und Tümpel mit eingeschlossenen Luftblasen und Rissen. Von links nach rechts: NIKKOR Z 50mm f/1.4 (Bild eins und zwei), NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 und NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S

Drei Tipps von Ross für bessere Nahaufnahmen
  1. Lernt euer Objektiv kennen. Richtet euch für ein Close-up-Motiv ein und macht eine Belichtungsreihe durch alle Blenden eures Objektivs. So könnt ihr die Bilder nebeneinander vergleichen und sehen, wie sich die Tiefenschärfe ändert. Makrofotografie reduziert die Tiefenschärfe – besonders bei den großen Abbildungsmaßstäben dieser Objektive. Deshalb ist es wichtig herauszufinden, wie die Schärfeebene bei unterschiedlichen Blendenöffnungen ausfällt.

  2. Bleibt zuhause. Ihr müsst euch nicht ins Auto setzen und weit fahren, um tolle Nahaufnahmen zu fotografieren. Ihr braucht nur einen Garten oder einen Park – und wenn es keine große Expedition ist, macht ihr es wahrscheinlich öfter! Ihr könnt auch drinnen mit natürlichen oder künstlichen Gegenständen auf einer Tischplatte neben einem Fenster üben. Macht es euch leicht und ihr könnt hier und da für eine halbe Stunde abtauchen. Am Ende macht ihr es öfter und lernt mehr.

  3. Die Welt mit anderen Augen sehen. Betrachtet vertraute Objekte durch das Nahaufnahmeobjektiv und lasst euch von einer ganz neuen Welt inspirieren. Seht euch Objekte aus verschiedenen Blickwinkeln an, studiert ihre Form und irgendwann werdet ihr die Welt auf eine andere Weise sehen.

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